„Ich glaube nicht, dass ich ein guter Gegenstand für die Biographen bin“, soll die Psychoanalytikerin Anna Freud einmal gesagt haben. „Nicht aufregend genug. Alles, was man über mich sagen kann, lässt sich in einen Satz zusammenfassen: Sie verbrachte ihr Leben mit Kindern.“
Das ist eine sehr bescheidene Selbstbeschreibung für die Frau, die als Begründerin der Kinderanalyse gilt – denn einiges mehr lässt sich über die 1895 in Wien geborene Tochter von Sigmund Freud dann doch sagen.
Das jüngste der sechs Kinder der Familie Freud, die den Namen von Sigmund Freuds Schwester Anna bekam, stand ihrem Vater sehr nahe. Sie wird zunächst Volksschullehrerin, interessiert sich jedoch sehr für die Arbeit ihres Vaters: die Psychoanalyse.
Sie wird zur Mitarbeiterin ihres Vaters, assistiert ihm, vertritt ihn auf Kongressen, absolviert eine Lehranalyse und arbeitet schließlich selbst als Psychoanalytikerin.
Am meisten interessiert sich die junge Anna Freud jedoch für Kinder. Sie schreibt die Klassiker „Einführung in die Technik der Kinderanalyse“ (1927) und „Einführung in die Psychoanalyse für Pädagogen“ (1930). Bei ihrer Arbeit stößt sie auch auf Mechanismen der Seele, die ihr Vater noch nicht benannt und beschrieben hat.
Im Jahr 1936 veröffentlicht sie „Das Ich und die Abwehrmechanismen“, heute eines der Grundlagenwerke der Psychoanalyse. Dort beschreibt sie zehn grundlegende psychologische Abwehrmechanismen.